Karoline Pichler          Beim Frühlingsregen

Geb. v. Greiner           

1769 – 1843                                Herab vom Himmel rauscht ein warmer Regen,

Die Tropfen säuseln un den duft’gen Zweigen;

Da lösen Blüten sich mit sanftem Neigen

Und fallen schon im schwankenden Bewegen.

 

Ein Lufthauch kommt den Sinkenden entgegen

Und spielet mit dem anmutvollen Reigen,

Daß lagssam nur die Blüten niedersteigen

Und sich im grünen Grase schlafen legen.

 

Wie lieb der weiße Schein durchs Grüne leuchtet!

O, unschuldsvolles Los, nach kurzem Blühen

Ganz unbekannt noch mit des Lebens Mühen,

 

Von warmer Thränen Himmelstau befeuchtet,

Von der Gespielen vollem Chor umgeben,

Gleichwie im Traum, ins Grab hinabzuschweben1